interfiction XI/2004 trans:fictions. Übertragungen, Übersetzungen, Überschreitungen _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ interfiction - archiv |
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abstracts+biobibs _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Judith Siegmund - Fremde Freier [Video]
abstract:
Die Arbeit an der DVD Fremde Freier brachte mich dazu, generelle Fragen über partizipatorische künstlerische Arbeitsweisen erneut zu stellen. Benutze ich Menschen als Materialien, wenn ich sie filme? Kann ich jemandem eine Stimme geben? Wie verhält es sich damit, daß ich in einen mir fremden Lebensraum als Künstlerin eindringe und dort mit Lebensläufen konfrontiert bin, die ich nicht teilen kann? Wie kann ich Bevormundung vermeiden? Ich vermute, daß ich als Künstlerin weder einer Person die Stimme geben kann, die ihr fehlt, noch daß ich eine Sache in einem Video fassen kann so wie sie wirklich ist. Schon zu Beginn der Arbeit wußte ich aber, was ich vermeiden wollte: Ich will die Beschreibung von Prostituierten als Opfer vermeiden, möchte sie selbst entscheiden lassen, wie sie ihre Arbeit darstellen. Auch ihre Beschreibung als Femmes fatales, als Frauen, die das Abenteuer suchen, ist meiner Meinung nach falsch; arbeiten die Frauen, die ich interviewte, doch um Geld zu verdienen und weil ihnen kein anderer Ausweg bleibt. /p>
Mit meinen Fragen nach den Freiern war ich es, die zum großen Teil den
Gegenstand des Gesprächs bestimmte. Diese Fragestellung nach der
Perspektive der Frauen auf die deutschen Kunden ergibt sich aus der Situation
an der deutsch-polnischen Grenze: 90 Prozent der Männer, die die Dienste
der Sex-Arbeiterinnen aus Weißrußland, Litauen, Lettland und
anderen östlichen Ländern in Anspruch nehmen, sind deutsch. Weil die
Besucher von Clubs, Bordellen und von Frauen, die an der Straße stehen,
aus allen sozialen Schichten, aus allen Altersgruppen und allen Gegenden
Deutschlands stammen, ergibt sich aus der Befragung ein repräsentatives
Bild. Die Bedürfnisse der deutschen Männer nach einem Ausgleich der
Niederlagen in ihrem Alltag und nach der Befriedigung ihrer körperlichen
Wünsche ist der Grund dafür, daß sich ein breites Netzwerk von
Zuhältern und Clubbesitzern entlang der Grenze und innerhalb Deutschlands
erstreckt.
bio:
linx:
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