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Elke Reinhuber
abstract:
Knochensplitter und Wunderheilung online?
Heilige sind überall! Vielleicht ist dies in der heutigen Zeit nicht mehr
für jeden erkennbar. Gebäude, Straßen, sowie Orte und sogar
Produkte sind nach ihnen benannt. Viele Vornamen werden zur Erinnerung an die
Heiligen vergeben.
In katholischen Ländern und Regionen nehmen sie auch heute noch einen sehr
wichtigen Stellenwert ein. Als Mittler zwischen Gott und den Menschen
erhören sie die Bitten und Gebete und leiten diese direkt weiter. Man
nimmt von ihnen an, dass sie Gott besonders nahe sind, aufgrund ihres frommen
Lebens oder ihres Märtyrertods.
Jede katholisch geweihte Kirche muss mit Überbleibseln mindestens eines
Heiligen versehen werden. Immer wieder erteilt der Papst Gläubigen, die
ihr Leben gänzlich in die Hand Gottes gegeben haben, nach einem
langwierigen Verfahren die Heiligsprechung. Die Zahl der neu errichteten
Kirchen und der derzeit heilig gesprochenen Leiber dürfte fast identisch
sein. Doch das war nicht immer so. Märtyrer wurden ursprünglich nur
an den Orten ihres tapferen Todes gewürdigt. Man errichtete geweihte
Stätten an diesen Stellen, bis irgendwann die Nachfrage wuchs. Die
Christianisierung breitete sich aus, immer mehr Kirchen wurden errichtet und
man hätte auch dort gerne einen heiligen Leib gehabt – oder zumindest
einen Teil davon.
Zur Heilkraft der Reliquien wurden allerdings unterschiedliche Ansichten
vertreten. Ist sie nur an ihrem ursprünglichen Ort, oder auch an anderen
Stellen wirksam? Kann ihre Heilkraft durch die Zerteilung in kleine Einzelteile
erhalten und so multipliziert werden? Was wird bei der Wiederauferstehung des
Heiligen aus seinem zerteilten Leib? Ist es tabu, die Reliquie zu berühren
oder wird die Kraft nur beim Anfassen übertragen? Können auch
Tücher und Objekte Wunder bewirken, die mit ihr in Kontakt gekommen sind?
Die heiligen Körper wurden schließlich zerteilt, in feierlichen
Translationen an andere Orte gebracht und dort von den Gläubigen verehrt.
Trotzdem nehmen Pilger weite Reisen auf sich, wenn sie sich die Linderung ihrer
Leiden versprechen.
Doch ist dies noch nötig in unserem Zeitalter, in der viele
Zusammenkünfte durch Video-Konferenzen ersetzt werden? Können nicht
die heilsamen Wirkungen von Reliquien online übertragen werden? Kann der
zerteilte Körper eines Heiligen virtuell an einem Ort zusammengefügt
und so gar der Effekt verstärkt werden?
Das Konzept eines virtuellen Heiligenaltars bietet hierfür eine
Lösung. Der Benutzer bekommt neben Informationen zum Leben des Heiligen
seiner Wahl auch eine Live-Schaltung zu den Reliquien angeboten. Statt mit
einem profanen Eingabegerät erfolgt die Steuerung über eine Kerze. In
seiner schlichten Gestaltung aus weißem Wachs kann er sich Kirchen aller
Baustile anpassen.
bio:
Elke Evelin Reinhuber
Geburtsdatum: 19. September 1970
Geburtsort: Ellwangen/ Jagst (Deutschland)
1990 Ausbildung zur Werbe- und Industriefotografin
1993 Studium Hochschule der Künste, Berlin
1996 Auslandssemester Chelsea College of Fine Arts, London
1996 Auslandssemester Accademia di Belli Arti, Bologna
1998 Diplom Visuelle Kommunikation
1999 Auslandssemester am Sydney College of the Arts
2000 Ernennung zur Meisterschülerin bei Prof. Joachim Sauter
Freischaffend tätig im Bereich Screen- und Interfacedesign, sowie
Fotografie
Seit 2001 künstlerische Mitarbeiterin am Institut für Medienforschung
der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig, im Bereich
Medienkunst
März/April 2004 Gastdozentin an der Accademia di Belle Arti di Brera,
Mailand
Seit SoSe 2004 Lehrauftrag an der TU Braunschweig
2004 Artist in Residence, SÍM - Association of Icelandic Visual Artists,
Reykjavik, Island
Februar 2005 Gastdozentin an der School of Television & Imaging
Duncan of Jordanstone College of Art & Design, University of Dundee, Schottland
Ausstellungen (Auswahl):
2005 »Me and myself«, Fotografie, Goethe-Institut, Casablanca, Marokko
Nov.2004 »The young photographer«, Interaktiver Film, File04, São Paulo
2004 »Me and myself«, Fotografie, Nationaltheater, Bukarest, Rumänien
2004 »Wasser ist Blau – ist Gas Gelb?«, Fotografie, VHV Hannover
2004 »GS«, Installation, Kunstpreis Item GmbH, Ulm
2003 »Perrückt«, Aktion im Stadtraum, GGK Berlin
2003 »Die Suche nach dem Alpenglühn« Mahalla – World Where I Live, Academy
of Arts of Uzbekistan Tashkent House of Photography
2003 »Me and myself«, in: Frauen im Orient – Frauen im Okzident, Prinz Max
Palais, GEDOK Karlsruhe
2002 »Multiplizität N° 19«, Kinetisches Objekt, Nebelleben, Galerie
Pankow, Berlin
2002 »Me and myself«, Fotografie, Copy & Paste, Expo 02, Neuchâtel
2002 »Multiple Move«, Kinetisches Objekt, Neues Kunsthaus, Ahrenshoop
2001 »Alpenglühn«, Fotografie & Videoinstallation, Alte Saline, Hallein
1996 »Appointment with the Supervisor«, Chelsea College of the Arts, London
Einzelausstellungen:
2003 »Perrückt«, Galerie NAKT, Berlin
2003 »DIN 4067«, multimediale Installation im Wasserturm, Museum für
Photographie, Braunschweig
1999 »5 Months«, Interaktiver Film & Fotografie, newspace, Sydney
1998 »Heiligenaltar«, Sakrale interaktive Installation, Passionskirche, Berlin
Kuration:
August 2004, Wasserturm am Giersberg »H2O«, Braunschweig
Juli 2003, Ausstellung im Querumer Forst »In den Wald«, Braunschweig (zusammen
mit Klasse Azade Köker)
linx:
www.eer.de