abstracts+biobibs
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Hannes Raffaseder
abstract:
Nicht aufHÖREN zuHÖREN!
Anmerkung zu den Besonderheiten des akustischen Mediums und dessen Bedeutung in
einer visuell dominierten Medienwelt
In der (medienbasierten) Lehre dominiert der Bildschirm. Ein Großteil der
Inhalte wird visuell vermittelt. In den meisten Fachbüchern über
Multimedia oder Mediengestaltung finden neben der visuellen Ebene die anderen
Sinne meist keinen Platz.
Dabei sollte beachtet werden, dass sich unsere Sinne jeweils auf die Erfassung
von Teilwelten spezialisiert sind und sich dabei optimal ergänzen. Sich
weitgehend auf nur einen Sinn zu verlassen, ist daher problematisch.
Das Ohr hat keinen "Blickwinkel", sondern nimmt den ganzen Raum auf. Hören
verbindet, was sich auch in Wörtern wie "zusammen geHÖREN" erkennen
lässt.
Das akustische Medium kann die Gedächtnisleistung steigern. Viele
akustische Ereignisse bleiben lange in Erinnerung. Beispielsweise kenne
Erwachsene noch viele Kinderlieder (Melodien und Texte), auch wenn diese
jahrzehntelang nicht gesungen wurden.
Die akustische Wahrnehmung ist multidimensional. Jedes akustische Ereignis
(auch wenn es nur wenige Zehntelsekunden dauert) kann vielfältige
Information (Art und Beschaffenheit des Raumes, der Anregung, des Klangobjekts
etc.) übermitteln. In der Informationsübermittlung wird diese
Besonderheit bisher nur selten ausgenützt, obwohl dadurch eine nachhaltige
Entlastung des Auges möglich wäre.
Das Ohr lässt sich auch nicht verschließen und liefert permanent
Informationen. Aus diesem Grund filtern wir die einströmenden Sinnesreize,
und wir nehmen vieles nur unbewusst war. Genau dieser Umstand macht uns aber
leicht über das akustische Medium beeinflussbar, ja manipulierbar.
Hören ist Macht! Darum heißt es auch "HÖRig seine" oder "das
geHÖRT mir".
Eine Sensibilisierung für das akustische Medium ist daher notwendig.
Noch vor etwa 100 Jahren war es unmöglich Schall zu speichern. Akustische
Ereignisse mussten daher jetzt oder nie" gehört werden. Hören
erfordert(e) somit volle AufMERKsamkeit, eine Fähigkeit an der heute ein
Mangel zu bestehen scheint. Akustische Ereignisse wirken direkt und
unmittelbar. Sie wecken Emotion.
Akustische und visuelle Wahrnehmung weisen starke Wechselwirkungen auf.
Änderungen in der Tonspur können die Bedeutung einer Filmszene
mitunter völlig ändern.
Daher: Nicht aufHÖREN zuHÖREN!
Dies sollte bei der Gestaltung der zu übermittelten Lehrinhalte unbedingt
beachtet werden!
Anmerkung:
Diese (und weitere) Besonderheiten des akustischen Mediums bzw. der akustischen
Wahrnehmung werden ausführlich erläutert und anhand von Hör- und
Videobeispielen verdeutlicht.
bio:
Hannes RAFFASEDER
wurde 1970 in Freistadt geboren.
Er studierte Nachrichtentechnik an der Technischen Universität und
Computermusik an der Universität für Musik und darstellende Kunst in
Wien und erhielt Unterricht in Komposition, Improvisation und Klavier.
Er arbeitet als Lektor für Audio an der Fachhochschule St. Pölten.
Sein Fachbuch Audiodesign" ist 2002 im Fachbuchverlag Leipzig des
Carl-Hanser-Verlags erschienen..
Für das Linzer Brucknerhaus konzipierte er im Frühjahr 2002 die
Konzertreihe grenzenLOS".
Gemeinsam mit Wolfgang Seierl leitet Raffaseder das Komponistenforums
Mittersill und das CD-Labels einklang-records.
Seit 2005 ist Raffaseder Kurator des Klangturms St. Pölten.
Zahlreiche Preise und Stipendien (Staatsstipendium für Komposition 1999
und 2002, Theodor-Körner-Preis 1994, Förderungspreis des Landes
O.Ö. 1998, u.a.), Auftragskompositionen. CD- und Rundfunkproduktionen.
Aufführungen u.a. im Wiener Konzerthaus, Wiener Musikverein, Brucknerhaus
Linz, Karajan Center, Mozarteum Salzburg, Leigthon House London, Museo Amparo
Puebla (Mexiko), Teatro de Colon Buenos Aires, Universidad de la Plata
(Argentinien), Philharmonie St. Petersburg...
Mehrere Einladungen zu internationalen Festivals für Medienkunst
(Dialogues Edinburgh, Sonorities Belfast, cynetART Dresden, Neue Nacht
Braunschweig, transNATURALE)
Neben den zum Teil im Wiener Musikverlag Doblinger erschienen Instrumental- und
Vokalwerken, bilden multimediale Projekte einen wichtigen Schwerpunkt seines
Schaffens. An Improvisationskonzepten im Bereich der elektronischen Musik
arbeitet er u.a. im Duo SNAIL gemeinsam mit dem Britischen Komponisten Martin
Parker. Außerdem ist Raffaseder für Musik und Sounddesign von
mehreren Filmen und Videos verantwortlich.
linx:
http://www.raffaseder.com
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