interfiction XIV/2007 PATCH_WORK
Auf welchen Grundlagen arbeiten?
Kunst-, Kultur- und Wissensproduktion
zwischen Commons und DRM
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24. Kasseler
Dokumentarfilm- &
Videofest


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Helmut Herbst


abstract:

Wer hält sie auf - die mediale Flucht der Bilder ?

Man sagt, es habe in den letzten Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts ein gewaltiger Medienumbruch begonnen, der kaum einen Stein auf dem anderen lassen wird. Das ist richtig. Nur das Datum ist falsch !

Die Flucht der Bilder durch die Medien begann gegen Ende des 18. Jahrhunderts mit Robertsons Projektion von Geisterbildern. Seitdem benutzen diese Geisterbilder auf ihrer Flucht die jeweils neuesten technischen Medien. Das Bild wird zum bewegten Bild, es verlässt die Architektur, die Kathedrale, den bürgerlichen Salon, so wie es demnächst auch das Kino verlassen wird. Am Ende ihrer medialen Fluchtbewegung werden die bewegten Bilder nirgends und überall sein und das in unübersehbarer Fülle. Wir sollten uns in ihrer Geschichte und mit ihren Eigenschaften schon verdammt gut auskennen, um nicht in ihnen zu versaufen.

Das Internet ist eine der letzten Stufen auf dem Weg dorthin, und alle Versuche, es in einen Kramladen mit Schubladen und einer Kasse am Ausgang zu verwandeln, gleichen dem sprichwörtlichen Versuch, einen Pudding an die Wand zu nageln. Ein unendlicher Bastelset, an dem zehnjährige Autisten und siebzigjährige Experimentalfilm - Veteranen frei herumfummeln. Das Netz muss, wenn es leben soll, so funktionieren wie das menschliche Gehirn, mit dem es sich eines Tages verbinden wird. Und darin gibt es vielleicht Schubladen, aber keine Kasse.

Wie aber ist dabei mit Lizenzrechten an der historischen und aktuellen Produktion von bewegten Bildern zu verfahren ?

Als ich 1968/69 den ersten meiner einstündigen Filme zur Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts produzierte, waren zunächst zwei Voraussetzungen zu erfüllen: Mein damaliger amerikanischer Partner, die Universal Education & Visual Arts verlangte einen Rechte- Erwerb "weltweit und zeitlich unbegrenzt", das verschlang die Hälfte des Budgets für den Film "Deutschland dada", der übrigens unter www.ubu.com abgerufen werden kann. Die zweite Voraussetzung, meine gestalterische Forderung, für den Film eine avancierte Form von Kopier- und Montagetechniken einzusetzen, ließ sich damals nur in einem eigenen Studio mit teurer 35mm- Produktionstechnik (optische Bank) verwirklichen, da diese Bildgestaltung für die Filmkopierwerke zu kostenintensiv und zu ungewöhnlich war.

Heutzutage existiert diese hohe "analoge Technik-Schwelle" nicht mehr. Dafür haben u.a. Avid u. After Effects und einfache Bildbearbeitungsprogramme für den Home- Video- Bereich gesorgt. Was die Lizenzen betrifft, hat ubu.com für den Spagat zwischen kulturellem Gemeingut und DRM eine elegante Lösung gefunden. UBUWEB ist auf dem Gebiet der Avantgarde des 20.Jahrhunderts zu dem definitiven Internet –Portal herangewachsen und es ist völlig frei - auch von Werbung. Die dort gebührenfrei herunterzuladenden Filme sind bewusst nur in einer sehr lausigen Auflösung zu sehen. Für eine kommerzielle Nutzung wird auf die Autoren und Partnerorganisationen verwiesen, Archive, Verleihe, Cooperativen, Museen, bei denen man diese Filme auch als DVD erwerben kann.

Ich würde gerne darüber diskutieren, wie auch deutsche Archive und Museen sich zu einer ähnlichen Internetplattform zusammenschließen könnten.


bio:

Helmut Herbst - Wikipedia
de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Herbst
Helmut Herbst - IMDb
german.imdb.com/name/nm0372919/


linx:

UbuWeb
www.ubu.com
Helmut Herbst - Deutschland Dada - UbuWeb
www.ubu.com/film/herbst.html



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