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18. Kasseler
Dokumentarfilm- &
Videofest


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Ulf Schleth

streaming media: techniken, marktanteile & artefakte


das internet als kommunikations- und informationsträger ist inzwischen komplett entmystifiziert und entromantisiert; ein großteil realer verhältnisse hat sich auf das netz projiziert; traditionelle machtverhältnisse und hierarchien genauso wie der freie markt. schnelle und günstige internetzugänge sin in der 1., 'westlich zivilisierten' welt längst usus. es ist irrig anzunehmen, daß kunst die verpackung für den WeltWeitenWarenhandel wäre. kunst funktioniert genauso in kommerziellen bahnen wie alles andere auch. kunst ist ebenso der globalisierung und den weltweiten finanzmärkten unterworfen wie streaming media und der rest. und das schon seit einer halben ewigkeit.

der markt für streaming media explodiert; die unterhaltungsindustrie versucht ebenso schlüsselpositionen zu besetzen, wie die unternehmen die die verschiedenen streaming-techniken produzieren und unterstützen (Microsoft, Apple, RealNetworks, ...). zwischen diesen unternehmen und es sind viele, die mitmischen (wollen) gibt es die verschiedensten nicht nur finanziellen beteiligungen und strategien. ein interessantes feld, auch unter- und außerhalb des verdienten klassenbuhmanns microsoft.

natürlich bietet streaming media die möglichkeit für jedermann, sich eine eigene fernsehstation aufzubauen. aber um eine eigene öffentlichkeit zu erzeugen muß man ebenso nach den gesetzen von benutzerakzeptanz und professioneller umsetzung vorgehen wie kommerzielle anbieter. grundvoraussetzung für das schaffen einer öffentlichkeit ist aber, daß man etwas zu sagen hat, das aber haben nicht viele und wer bitteschön will das beurteilen? und muß man das überhaupt beurteilen? wie streaming die media nun eigentlich sind, spielt eigentlich keine so grosse rolle. die bedeutung des faktors 'live' ist bereits stark relativiert, wenn nicht gar aufgehoben.

streaming media ist immer ein politischer faktor, weil fast jeder inhalt eine politische botschaft transportiert. besonders politisch sind dabei dinge wie indymedia (als ein beispiel von vielen) auf der einen, illegales verbreiten von divX-moviez über das netz auf der anderen seite. (das ist etwas, das auch der künstler toll findet, daß er sein geistiges eigentum preisgibt, den einzigen ihm eigenen faktor in der wertschöpfungskette, wird schnell vergessen; die grundfrage der open source bewegung ist noch nicht wirklich geklärt). aber wie politisch ist kunst überhaupt noch? ist nicht die inhaltliche qualität der massenkunst genauso zum fürchten wie die der massenmedien? und liegt es nicht auf der hand, daß politische kunst eine neue hochzeit erleben muß?

das internet im sinne seiner teilnehmer ist gelebte medienkonvergenz; tcp/ip das protokoll für (alle) medien. eine wenig aufregende feststellung. die produktionsmittel sind günstig und leicht zu beschaffen, es genügen apparaturen aus dem consumer-bereich. und das wird noch eine weile so bleiben (damit bedeuten geringe bandbreiten einen vorteil für den produktionsbereich). auf technischer ebene gibt es verschiedene ansätze, diverse (platt-)formen unter einen hut zu bringen: SMIL (Streaming Media Integration Language), Flash, MPEG VII, Protokolle wie RTSP, RSVP, etc ...

ein interessanter nebeneffekt ist, daß das internet und insbesondere auch streaming media, die verschiedenen bedeutungen des wortes artefakt einander näherbringt. die durch kompression entstehenden bild- und audiostörungen, die ebenfalls artefakte genannt werden, geraten zunehmend in herkömmlich streamende medien (aufzeichnungen von bombardements in afghanistan) und printmedien (abdruck von JPGs) und beeinflussen das ästhetische empfinden. der einfluss von kompressionsverfahren (MPEG, divX, WMT, REalMedia) auf die wahrnehmung nimmt z.zt. immer weiter zu, nicht nur weil sie definitiv noch wahrnehmbar sind, die störgeräusche wandeln sich, das rauschen verschwindet zumindest auf technischer ebene. man denke nur ans telephon.

viele noch offene fragen betreffen neue technologien und unterentwickelte/arme landstriche und bevölkerungsschichten, globalisierung und anti-globalisierungsbewegung. es gibt einen teil der menschheit, der die neuen medien ganz banal als werkzeug nutzt, einen teil für den das internet eine erweiterung der eigenen physis darstellt und vielleicht sogar ein weiterer schritt ist auf dem weg zum primären evolutionären ziel des menschen, seinen eigenen körper zu verlassen. eine der großen möglichkeiten der kunst ist es hier, die strömenden medien zu nutzen um die sinne zu schärfen und hilfestellung zu geben bei der aufdeckung von sinnfragen.

ulf schleth

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Artefakt, das; -(e)s,-e

1. vom Menschen geschaffen, hervorgerufen, menschliches
Erzeugnis

2. in prähistorischer Zeit von Menschen bearbeitetes
Material, Werkzeug

3. (med.) künstlich hervorgerufene
Krankheit oder Verletzung zu Täuschungszwecken

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'The era of the digital keyboard will soon be over; it is through speech that dialogue with machines will be initiated - not just with technical machines, but with machines of thought, sensation, consultation .... All of this, I repeat, provided that society changes, provided that new social, political, aesthetic and analytical practices allow us to escape from the shackles of empty speech which crush us, from the erosion of meaning which is occuring everywhere (...).'
(Felix Guattari)

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Ulf Schleth, *1968, lebt in berlin, betreibt thing.de und das büro von einsnull.com, arbeitet als dienstleister im informationsbereich und bietet in dem zusammenhang dienstleistungen von datenbankanbindungen bis administration, schreibt außerdem texte und veranstaltet zunehmend schulungen zu verschiedenen themengebieten.

 




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