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18. Kasseler
Dokumentarfilm- &
Videofest


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Sascha Büttner

gedanken zu "streaming media" | assoziativ | ungenau | provokant | unausgegoren

der künstler + die künstlerin als solche haben streaming media verdient. verdient insoweit sie die mechanismen, bedingungen, bedeutungen des "betriebssystem kunst" in das www übertragen haben. streaming media entspricht 1:1 der ausstellungssituation, in der es nur sender und empfänger gibt, in festen rollen und vom künstler + der künstlerin vorgegeben.

ob das www zum weltweitengewerbegebiet verkommt sei einmal dahingestellt. die frage, die sich in der nutzung und entwicklung von streaming media stellt, ist die, ob die technischen entwicklungen eine interaktion bzw. die auflösung der sender/empfänger rollen zulässt. das muss zentraler bestandteil der auseinandersetzung um streaming media werden, denn hier liegt das potential betriebsysteme (kunst, etc.) zu sprengen oder zumindest wesentlich zu verändern. mich persöhnlich würde ein "offener kanal", so wie er in vielen städten per fernsehen auf die bürger einprasselt, im www ziemlich ankotzen.

wenn wir über streaming media reden, dann: wie können wir das im sinne einer kommunikationsguerilla nutzen?

streaming media muss zur waffe werden.

soweit ich unterrichtet bin, haben technische neuerungen noch nie den menschen vom joch der unterdrückung befreit. sehr wohl konnte man (hier bleibe ich bei der männlichen schreibweise, alles andere wäre geschichtsverfälschung) aber zum beispiel mit der erfindung des maschinengewehrs viel mehr menschen umbringen.

wenn wir über streaming media reden wollen, müssen wir uns ersteinmal klar darüber werden, was wir wollen und ob es uns wirklich um die veränderung der gesellschaft geht. wenn wir das geklärt haben, dann werden wir die geeigneten mittel einsetzen müssen.

nehmen wir davon abschied im www die möglichkeit eines (wirklich) freien mediums zu sehen. das war so nie und es wird auch nicht sein. das bedeutet, dass wir uns in diesem medium nur nischen (t.a.z.en?) werden einrichten können. in diesen nischen sollten wir uns darum bemühen, den tod des autors + den tod der autorin zu zelebrieren. darüberhinaus sollten wir ernsthaft darüber diskutieren, wie die möglichkeit der weltweiten vernetzung (wer kennt eigentlich netzaktivisten aus birma?) von uns vorangetrieben werden können. wenn streaming media uns da wertvolle dienste leisten kann, warum nicht?

solange ich eine webseite ins www stellen und diese von jedem + jeder angeschaut werden kann, ist mir alles andere wurscht.

streaming media wird, wie alles andere, im herrschenden kunstdiskurs zur bildung von eliten, zur hirachisierung und selektion genutzt werden.

wenn wir also der falle des sender/empfänger modells entkommen wollen, dann müssen wir nach aktionen/mitteln suchen, die diese starre rollenaufteilung durchbrechen, zerstören bzw. erst gar nicht zulässt.

für netzkünstler + netkünstlerinnen gilt (priorität:hoch):
- tod des autors (tod der autorin)
- temporäre intervention
- kunst ohne werk
- soziale, politische + symbolische handlung
- auflösung des sender/empfänger modells

für die einführung linker diskurs- und argumentationsmuster im kunstdiskurs! Und das nicht nur sonntags.

berwinden starrer handlungsnormen begreifen: im netz muss jeder + jede sender + rezipient zugleich sein können.

eMail: sab@kein.org
URLs: http:// www.b0rderline.f2s.com

Sascha Büttner, geboren 1966. Danach Verweigerung des Militärdienstes. Anschließend verbringt er dreizehn Jahre in einem Kinderheim. In der Grundschule bekommt er Ärger mit seinem Kunsterzieher, da er die Benutzung von Farbe bei seinen "Baumbildern" entschieden ablehnt. Der sonstige Schulverlauf weist keine Besonderheiten auf. Erst in der Oberstufe werden die Lehrer wieder auf ihn aufmerksam, man will mit ihm ein Wörtchen Teutsch reden. Im Alter von dreizehn Jahren kommt er zur Mutter. Er entdeckt bei einem zufälligen Blick aus seinem Fenster ein größeres Gebäude in der Ferne. Akribische Nachforschungen beginnen. Mit fünfzehn Jahren erwirbt Sascha Büttner seinen ersten Fotoapparat. Es entstehen Fotografien von Bäumen und Wegen in schwarz-weiß. Jahre danach gründet er mit Freunden die Fotogruppe "Fishing for Kompliment" und ist fortan einer von zwei "Meistern" der Gruppe. Aktivitäten und Ausstellungen folgen. Man bringt sich gemeinsam die Grundlagen der Fotografie bei. Es wird konsequent in schwarz-weiß gearbeitet. Farbe ist verpönt. Mit zwanzig zieht Sascha Büttner von zu Hause aus. Er lebt in WGs, besäuft sich hin und wieder und trödelt in den Tag. Ab und zu versucht er zu malen. Das Fotografieren wird intensiver. Er schreibt sich in Mainz für einen Studiengang ein, besucht ein Proseminar und betritt anschließend nie wieder den Campus. Zu einem seiner Geburtstage leistet er sich eine Polaroidkamera und richtet diese auf sich selbst. Farbe schleicht sich in seine Bilder. Es beginnt ein intensiver Ausflug in die Musik. Mit "Blutiger Mischwald" versucht er alles bisher Dagewesene über den Haufen zu werfen und die Musik neu zu erfinden. "Wenn ich einen Ton von mir gebe, mache ich Musik." Ein Jahr später ist die Revolution vorbei. Wieder greift er zur Kamera, wieder greift er zum Pinsel. Sascha Büttner entdeckt die Parallele und ihre Eigenschaft, Personen und Dinge zu überlagern. Er fängt an Wände vollzuschmieren. Seine ersten Wallpaintings-Wandbilder entstehen in Abbruchhäusern. Seinen Freunden verbietet er bis zum Abbruch der Häuser eine jegliche fotografische Dokumentation. Beim Umherschweifen in der Stadt sieht er einem Automechaniker beim Auftragen von Unterbodenschutz zu. Recherchen ergeben, daß es sich um Bitumen handelt. Bei einem Freund sieht er wie dieser Bitumen auf eine aufgespannte Leinwand aufträgt, um im Sinne der neuen Landmalerei "Fachwerk" zu imitieren. Sascha Büttner ist begeistert. Jetzt endlich, mit 30, weiß er, was Bitumen ist. Sascha Büttner beschliesst alle diese Erfahrungen, Erlebnisse und Aktionen in den "Wiesbadener Raum" einzubringen. 2000 produziert er das Buch >> Wiesbadener Raum - Manifest, Ein Kompendium zum Verständnis und zum richtigen Umgang mit dem "Wiesbadener Raum" <<. Es wird fünf mal verkauft. Teile davon finden sich im Internet wieder. Dies ist der Beginn der langsamen Auflösung und Überführung der bekannten Künstleridentität "Sascha Büttner" in das "Multiple Name Konzept" (MNK) "Sascha Buettner". Seit Mai 2001 arbeitet eine anonyme Gruppe unter dem Label "Identitaetsmaschine" an der Umsetzung des MNK "Sascha Büttner".



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Sascha Büttner _ _|
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