interfiction XIII/2006 prosumer culture(s) DIY-Produktion in einer Arena des Konsums _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ interfiction - archiv |
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interfiction
XIII/2006
Interdisziplinäre Workshop-Tagung
im Rahmen des 23.
Kasseler
Der Begriff "prosumer" bezeichnet Personen, die gleichzeitig "Verbraucher" (engl.: "consumer") sowie "Hersteller" (engl.: "producer") des von ihnen Verwendeten sind. 1980 von dem amerikanischen Schriftsteller und Futurologen Alvin Toffler in seinem Buch "The Third Wave" als Teil einer positiven Utopie für die Technokultur des 21. Jahrhunderts eingeführt, scheinen die "prosumer" mittlerweile tatsächlich in der Gegenwart angekommen zu sein. Fragt sich nur, wie die Realität (in) einer "prosumer culture" aussieht: Wie funktioniert DIY-Produktion in einer Arena des Konsums? Dieser und weiteren Fragen rund um das Thema "prosumer culture(s)" will die diesjährige interfiction-Tagung mit Vorträgen, Präsentationen und Workshops nachgehen. An einem transdisziplinären Austausch interessierte KünstlerInnen, WissenschaftlerInnen und VermittlerInnen, Video- und FilmemacherInnen, Netzkultur-TheoretikerInnen und -PraktikerInnen sind eingeladen, Thesen und Projekte vorzustellen und gemeinsam zu diskutieren. Vorschläge für Beiträge in Form einer kurzen Skizze bzw. eines Abstracts (ca. 500-1500 Zeichen) bitte bis zum 30. Juli 2006 an: Das Programm der Tagung wird ab Ende September auf diesen Seiten einzusehen sein. Weiterführende Überlegungen zum Radius des Themas sind im "Prolog: prosumer culture(s)" nachzulesen. Wissenswertes über die Struktur, die Organisation der Tagung und die Konditionen der Teilnahme ist dem Bereich "Basisinformationen zur interfiction-Tagung" zu entnehmen. Allgemeine Informationen zu interfiction finden sich im Bereich "about"; Programme und weitere Materialien zu den Veranstaltungen der vergangenen Jahre sind über das Archiv abzurufen. interfiction 06 - call for papers Prolog: prosumer culture(s) Der Begriff "prosumer" bezeichnet Personen, die gleichzeitig "Verbraucher" (engl.: "consumer") sowie "Hersteller" (engl.: "producer") des von ihnen Verwendeten sind. 1980 von dem amerikanischen Schriftsteller und Futurologen Alvin Toffler in seinem Buch "The Third Wave" als Teil einer positiven Utopie für die Technokultur des 21. Jahrhunderts eingeführt, scheinen die "prosumer" mittlerweile tatsächlich in der Gegenwart angekommen zu sein. Feststellen lässt sich jedenfalls vorab: DIY hat Konjunktur - und zwar auf allen (Medien-)Kanälen. Doch der interessiert sich vielleicht längst viel mehr dafür, wie er seinen Computer tunen oder aus seinem allzu schnell dahingeschiedenen LCD-Display etwas Neues machen kann - während die Kids Hardware Hacking längst als Breitensport beitreiben, in Game Boy-Orchestern spielen und selbstgemachte Musik in eigenen Netzlabeln publizieren. Models, die sonst von grossen Modemarken mit standesgemäßem Schmuck ausstaffiert werden, präsentieren stolz ihre selbstgefädelten Perlenkettchen - und wer ernsthafter ins Gewerbe einsteigen will, bietet seine Produkte über Plattformen wie etsy.com an.
Nicht zuletzt dank der im Zuge der so genannten "Hartz-Reformen" eingeführten "Ich AGs" sprießen aber auch vor Ort allenthalben Boutiquen und Lädchen aus dem Boden, in denen Selbstgenähtes, -behäkeltes und -besticktes, -geschreinertes und -eingekochtes an Mann und Frau gebracht werden sollen. Vorzugsweise natürlich an solche, die ihrerseits über stressige Jobs mit guten Verdiensten verfügen, nur leider keine Zeit zum Selbermachen haben. Arme reiche KonsumentInnen? Was allerdings tatkräftig verändert wird, sind vorgefertigte Konsumartikel. Ob das damit zu tun hat, dass die scheinbare Vielfalt an Gütern in deutlich unterscheidbare Segmente zerfällt: Auf der einen Seite Billigproduktion en masse - auf der anderen Qualitätsware und "individueller Zuschnitt", die für die meisten jedoch weitgehend unerschwinglich bleiben? Wenn nicht gleich kreative Selbstbeteilung, so doch immerhin das gute Gefühl, aktiv mitmachen zu dürfen, ist mitunter immerhin schon recht günstig zu haben: Ein Teil der industriellen Massenproduktion, und zwar die Endmontage, wird nämlich sowieso gern an den Kunden "outgesourct", damit dieser neben dem Zeitvertreib auch wieder Lebensinn am Produkt entwickeln kann. "Entdecke die Möglichkeiten": Vor "Wohnst Du noch oder lebst Du schon?" kommt "Schraubst Du noch oder wohnst Du schon?" Dass DIY-Elemente dabei Distinktionsgewinn verschaffen können, hat ansonsten auch die Industrie längst erkannt. Customize it! heisst hier die Lösung. Dieses Motto wird seit einiger Zeit bevorzugt von Turnschuh-, T Shirt- und Gadget-Herstellern ausgegeben, um ihre Produkte umso einträglicher an Mann und Frau zu bringen. Ware von der Stange wird dadurch lecker gemacht, dass sie - in einem streng begrenzten Rahmen natürlich - von den KäuferInnen "mitgestaltet" werden kann. Massenware erhält dadurch das Flair von Individualität und Exklusivität - anders als bei Editionen muss man aber nicht unbedingt teure DesignerInnen engagieren und erhöht zugleich die persönliche Kundenbindung. Was Firmen erst in den letzten Jahren für sich entdeckt haben, ist in Jugend- und Subkulturen schon lange ein bewährtes Prinzip. Und zudem eines, das über die persönliche Aneignung hinaus auch ein breites Spektrum von Kreativität bis hin zu Kritik an und Subversion von Marken und deren Vermarktungsstrategien eröffnet. A propos Kunst: Die hat zwar schon immer etwas mit Selbermachen zu tun - um dessen Ansehen war es im 20. Jahrhundert mindestens auf der rhetorischen Ebene eher prekär bestellt. Sieht man einmal davon ab, dass Duchamp seine Ready Mades in liebevoller Handarbeit perfektionierte und auch Andy "I want to be a machine" Warhol recht unermüdlich produktiv gewesen ist. Gleichwohl ist das DIY-Prinzip "in medias res" längst nicht mehr nur eine Sache von und für "people doing strange things with electricity". Vielmehr scheint sich mit dem Zauberwort Web 2.0 die gesamte Netzkultur in eine "prosumer culture" verwandeln zu sollen: Ob nun im firmeneigenen CMS, über das ominpräsente Blogging, dessen Spektrum vom öffentlich geführten Tagebuch über gemeinsam gepflegte Ratgeber bis hin zu Magazinen zu allen möglichen Themen reicht - oder in entsprechenden Formaten, die neuerdings zunehmend eben auch von kommerzieller Seite angeboten werden. Netzzeitung, Podcasts, Netzlabel, Vlogs und Web-TV: Das alles gibt es also und zwar auf jedem Niveau, von hausgemacht bis hochprofessionell bei schwindendem Gefälle. Fast könnte man meinen, das alte Versprechen der Pionierjahre - "Wir sind das Netz" - werde nun tatsächlich Realität. Allerdings doch unter etwas anderen Vorzeichen: Denn Konsumieren und Produzieren können hier noch mal ganz anders Hand in Hand gehen - beispielsweise so: Wir stellen Dir den Supermarkt hin und verwalten die Kasse - Du schaffst die Waren heran und kaufst sie anschließend auch. Eben ganz ähnlich, wie eBay, amazon marketplace und andere bereits jetzt als Umschlagplätze für Gebrauchtartikel erfolgreich funktionieren. Wird das die Zukunft von flickr.com und YouTube.com sein?
Ein Web 2.0 aus Vermarktungscommunities, die das vormals ausgerufene "Hier bloggt der Chef" Schnee von gestern sein lassen - weil nämlich Du diesen Job noch viel besser und billiger erledigen wirst: Verkauf's Dir selbst? Was also bedeutet es eigentlich, wenn wir alle zu "prosumern" werden? Stellt Web 2.0 nun die Netzversion der protestantischen Arbeitsethik dar? Oder eine Neuauflage der Self-Made(-Man)-Ideologie? Sieht ganz so aus, als würden wir das noch herausfinden müssen... interfiction 06 - prolog - prosumers culture(s)
Bitte beachten:
Basisinformationen zur interfiction-Tagung
Ort & Zeit:
Konditionen:
Arbeitsweise:
interfiction Seit 1995 findet interfiction alljährlich im Rahmen des Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest statt. Als dessen interdisziplinäre Sektion steht interfiction für den Versuch, KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen, MedientheoretikerInnen und -praktikerInnen zu einer Veranstaltung zusammenzubringen, in der das komplexe Spannungsfeld der zeitgenössischen Medienkulturen transdisziplinär diskutiert werden kann. Fokussiert auf das jeweilige Schwerpunktthema (vgl. Anlage) werden dabei zum einen in Vorträgen und Präsentationen individuelle Positionen vorgestellt, die als solche erst einmal fach- bzw. gattungsspezifische Zugänge bieten - also Einblicke in das, was von verschiedenen Personen, Gruppen und Initiativen erarbeitet wird. Zum anderen ermöglichen die Gespräche am "runden Tisch" eine konzentrierte gemeinsame Arbeit am Thema, die es über dessen Vertiefung und Reflexion hinaus auch gestattet, übergreifend auf aktuelle Entwicklungen im Medienbereich einzugehen. Die Grundstruktur der Veranstaltung entspricht dem Anliegen, den TeilnehmerInnen nicht nur eine Plattform für die Präsentation von Ideen, Konzepten und Projekten bereitzustellen. Ziel ist es vielmehr, einen direkten und produktiven Austausch über Fragen und Probleme anzuregen und zu forcieren. Die Einbindung in ein internationales, aber gleichwohl konzentriertes Festival, das Film und Video, dokumentarischen wie fiktionalen Arbeiten von künstlerischer Qualität gewidmet ist, bietet in mehrfacher Hinsicht ideale Rahmenbedingungen für eine solche Veranstaltung, die sich ihrerseits für gesellschaftliche und politische ebenso wie für künstlerische und ästhetische Perspektiven der Medienkultur interessiert. Das betrifft nicht nur auf einer allgemeinen Ebene die programmatische Orientierung, die interfiction in diesem Sinne mit dem Festival teilt, sondern auch ganz konkrete Schnittstellen, die sich zwischen den einzelnen Bereichen der Veranstaltung ergeben; zu einzelnen Video-Themenprogrammen etwa oder zur Ausstellung Monitoring. Mehrfach waren in der Vergangenheit TeilnehmerInnen der Tagung in dem einen und/oder anderen Segment des Festivals zugleich mit Videoarbeiten oder Installationen vertreten, was direkt zu einem entsprechenden Austausch bzw. gemeinsamen Programmpunkten geführt hat. Ursprünglich ins Leben gerufen von Gerhard Wissner (Filmladen Kassel u. Kasseler Dokumentarfilm- u. Videofest) und Herbert Meyer (bis 1998 wiss. Mitarbeiter am WZB II der Universität Kassel), wird interfiction seit 1999 von Verena Kuni (Kunst- u. Medien- wissenschaftlerin, Frankfurt a.M./Basel; zuvor 1995-1999 Ko-Kuratorin der dokfest-Sektion Video) als Leiterin der Fachtagung gemeinsam mit einem Team konzipiert und organisiert.
interfiction
-Team 2006:
Die Themen der Fachtagungen im Überblick:
Ausführliche Informationen, Materialien und Dokumentationen zu interfiction I-XIII[1995-2006] unter http://www.interfiction.org _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ top _ _ _ |
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