Bögen, Linien, Splitter; Die Visualisierung der Zeit in Christopher Nolans „Zeit-Trilogie“
„Wenn mich niemand darüber fragt, so weiß ich es; wenn ich es aber jemandem auf seine Frage erklären möchte, so weiß ich es nicht.“ postulierte Augustinus Aurelius auf die sich selbst gestellte Frage, was Zeit sei. Stellte sich Augustinus diese Frage auch vor mehr als tausend Jahren, so kann diese Frage auch gegenwärtig noch nicht vollends beantwortet werden. Dies hindert Filmschaffende nicht daran sich der Frage nach unserer Beziehung zur schwer erklärlichen Zeit mittels ihres Mediums zu nähern. Christopher Nolan beschäftigt sich, wenn auch nicht immer schon an der erzählerischen Oberfläche, mit der Auswirkung der Zeit auf den Menschen, sollte sich diese einmal nicht in den gewohnten Bahnen bewegen. Sich im Spannungsfeld zwischen Mainstream und Arthouse bewegend, irgendwo zwischen Verschachtelung und erzählerischer Stringenz, zerbricht Nolan die Zeit, biegt sie, dehnt sie und lässt sie Bögen schlagen. In „Memento“ zeigt Nolan welche Auswirkungen der Verlust einer persönlichen durchgängigen Zeitlinie auf eine Person und ihre Identität hat. In „Inception“ wird die Zeit immer weiter (weiter (weiter)) gedehnt und in „Interstellar“ wird die Zeit zur Ressource, zu deren Rettung erst in die Zukunft und dann in die Vergangenheit gereist wird, wobei das Erste nie ohne das Zweite veranlasst worden wäre? Die hier zur Zeit-Trilogie erklärten Filme „Memento“, „Inception“ und „Interstellar“ wurden und werden, vielleicht auch weil sich die kausale Struktur der erzählten Geschehnisse nicht immer freizügig offenbart, kontrovers diskutiert. Auch wenn dies nicht dazu führen wird alle Diskussionen zu den Filmen der Trilogie zu beantworten, soll der Versuch unternommen werden den Abläufen in Nolans Filmen, dem Verhältnis zwischen Fabula und Syuzhet, mit Hilfe animierter Diagramme auf den Grund zu gehen und zu verbildlichen.
Andre Lohrengel, Magister-Student der Kunstpädagogik und Philosophie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Mitglied der Studiengruppe Werkzeugwissen Wissenswerkzeug, beschäftigt sich in seinem Studium vornehmlich mit der Frage nach der Möglichkeit der Erkenntnis durch das Visuelle (Epistemologie des Visuellen). In Präsentationen während seines Studiums legt er besonderes Augenmerk darauf, komplexe Sachverhalte über die Nutzung grafischer und animierter Elemente zugänglich zu vermitteln. Hierzu bedient er sich oftmals der Open-Source 3D-Animations-Software Blender, wie anderer nicht genuiner „Präsentations-Software“. Ferner ist er in regelmäßigen Abständen als Tutor zum wissenschaftlichen Arbeiten (Schwerpunkt E-Learning) in der Visuellen Kultur am Institut für Kunstpädagogik der Goethe Universität tätig. Als Popkultur-Konsument ist er besonders auf das Genre der „Hard-Science-Fiction“ (ohne Fixierung auf eine Medium) fixiert.