Tableaux Vivants
Inhalt des Projekts
Tableaux Vivants ist ein Welt umspannenden Kunstprojektes mit dem Titel „Tableaux Vivants ….“. Dieses wurde und wird in verschiedenen Ländern/Kontinenten durchgeführt. Das Projekt nimmt Bezug zur traditionsreichen Praxis des Nach- und Darstellens von Werken der Malerei und der Plastik in einem lebendigen Bild und ist eine eigenständige Kunstform zwischen Theater und Bild. Das Projekt wirft Fragen nach dem kulturellen Gedächtnis auf und reflektiert beziehungsweise vergegenwärtigt den jeweiligen Bilderschatz.
Tableaux Vivants versucht durch die traditionsreiche Praxis des Nachstellens eine Neuinterpretation von Werten. Durch diese performative Praxis des Nachstellens treten die Darsteller/innen und das Publikum in einen Dialog.
Bereits realisiert wurden Tableaux Vivants in Asien, Myanmar (Burma), in Südamerika, Bolivien und in Europa, Schweiz. Zwei weitere Tableaux ist in Indien und auf dem afrikanischen Kontinent geplant.
Zum Projekt gehört einerseits der Prozess der Bildfindung mit Künster/innen vor Ort, sowie die öffentliche Aufführung des Tableaux Vivants und eine 30 minütige Videoaufnahme desselben.
Mit den 30 minütigen Videos entstehen Zeitzeugnisse über stille, reglose Menschen, die, lebendig, aber beinahe bewegungslos verharrend, ein Bild dar- und nachstellen – Tableau Vivant, Videostill, Zusammenstellung, Stilleben – diese Begriffe sollen für die Betrachtenden in ihrer ureigensten Bedeutung neu erlebt und entdeckt werden.
Die Videoaufnahmen der verschiedenen Kulturkreise werden zu einer Mehrkanal-Videoinstallation komponiert und im Sinne eines Kulturtransfers in der Schweiz und- wenn möglich in allen beteiligten Ländern – ausgestellt.
Vorgehen/Umsetzung
An allen drei Orten ist mir der Bildfindungsprozess sehr wichtig. Für die Tableaux Vivants arbeite ich mit Künstler/innen und Kunstinstitutionen in den jeweiligen Ländern zusammen. Ich halte z.B. einen Workshop an dessen Ende, die Realisierung des Tableau steht. Ich bitte die Künstler/innen um eine Bildvorlage, eine Reproduktion von einem gemalten oder fotografierten Bild, aus „ihrer Kunstgeschichte“ oder aus dem kulturellen Leben. Dies als Diskussionsgrundlage für den Bildfindungsprozess. Wichtig ist mir, dass die Teilnehmenden zum Inhalt der Vorlage eine starke Beziehung haben und ihn als typisch empfinden. Auf der Vorlage sollten mehr als drei Menschen
zu sehen sein.
Der Bildfindungsprozess
In Myanmar (Burma) einigten sich die TeilnehmerInnen sehr rasch auf einen Vorschlag einer Künstlerin und liessen sich ohne Probleme auf ihre Idee ein. Diese Künstlerin übernahm die Regie und bestimmte, wer welche Rolle einnehmen sollte. Neu für die BurmesInnen war, dass sie ein Ritual, das heute noch praktiziert wird, möglichst detailgetreu nachstellten. Wichtiger als das getreue Nachstellen der gemalten Vorlage war ihnen, das „echte“ Ritual möglichst detailgetreu nachzuvollziehen.
In Bolivien hingegen wurde viel diskutiert, verworfen und bewertet. Das einzelne Künstlerego musste im Gebilde des Tableaus einen selbst gewählten Platz finden. Das Nachstellen der Vorlage diente lediglich als Klammer. Die Künstlerinnen und Künstler legten grossen Wert auf die individuelle Kreation einer Figur und auf ein Bild, das die heutige bolivianischen Kultur mit allen ihren Widersprüchen widerspiegelte: Christentum und Schamanismus, Tradition und globalisierte Moderne, indigenen Lebensweisen und europäisch/nordamerikanischer way of live. Die Intention, in einem analogen Prozess künstlerisch kulturelle Unterschiede und Herangehensweisen auszumachen und darzustellen, gewann damit unerwartet klare Konturen, sowohl im Ablauf des Prozesses als auch im bildlichen Endprodukt. In diesem Spannungsfeld bewegt sich nun das dritte schweizerische Tableau Vivant.
Für das Tableau Vivant Schweiz lud ich acht Künstlerinnen aus dem Performance-Umfeld ein, sich am Bildfindungsprozess zu beteiligen. Einen Tag lang wurden die Bildvorlagen verglichen, diskutiert und verworfen. Das Dargestellte sollte nicht klischiert und nicht nur eine Provokation sein. Eine Gruppe entschied sich für „Die Nacht“ von Ferdinand Hodler. Ferdinand Hodler, der berühmteste Schweizer Maler ist von der rechtsliberalen Politik vereinnahmt. Der Holzfäller von Hodler muss einigen patriotischen Vereinnahmungen standhalten. Der Gruppe schien es wichtig und richtig mit der Wahl des Bildes „Die Nacht“ eine neue Lesart des hodlerschen Werkes zu evozieren und den rechtsliberalen Inhalten zu entziehen. Erst sehr spät wurde „die Nacht“ auch in der Schweiz anerkannt repektive berühmt, sorgte es doch zu Anfang in Bern 1881 für einen Skandal. Ist es die eigene Nacktheit oder das Unaussprechliche und Fremde, was den Schweizern so Angst macht? Diesen fragen wird sich die Gruppe mit ihrer Umsetzung im lebendigen Tableau nachgehen.
MAS Cultural/Gender Studies an der ZHdK Zürich.
Einzel- und Gruppenausstellungen/Auftritte: siehe www.pascalegrau.ch
Auszeichnungen/Beiträge:
2007 Kunstkredit „Sicht auf das Original“ (gemeinsam mit Judith Huber)
2005 Werkbeitrag des Kanton Luzern (gemeinsam mit Judith Huber)
2004 Member of I.P.G. Independent Performance Group
2003 Kunstkredit 1. Runde
2001 Foto/Film/Videokredit, Basel
1998 Aufenthaltsstipendium Nairs, Scuol
1997 Corti- Aeschlimann Stipendium, Bern
1996 Werkbeitrag Kanton und Stadt Bern
Künstlerische und kuratorische Projekte:
2007
Tableau Vivant 3, Inszenierung Gruppenperformance, VIA_ Studio Basel, Schweiz
Mitarbeit als Dozentin FHNW, studentisches Performance-Projekt «ACT 07»
2006
Tableau Vivant 2, Inszenierung Gruppenperformance, anlässlich eines Performance-Workshops im
mARTadero, Cochabamba, Bolivien
Mitarbeit als Dozentin FHA, studentisches Performance-Projekt «ACT 06»
2005
Tableau Vivant 1, Inszenierung Gruppenperformance, anlässlich eines Performance-Workshops im NICA, Yangoon, Myanmar
Mitherausgeberin von «Gundeldinger Feld: Vom Traum zum Raum- Anleitung zur Umnutzung»
Christoph Merian Verlag Basel ISBN 3-8561-259-3
Mitarbeit als Dozentin FHA, studentischen Performance-Projekt «ACT 05»
2004
Mitherausgeberin und Mitautorin von «Selbst ist die Kunst!» Kunstvermittlung in eigener Regie-
Kaskadenkondensator Basel seit 1994 edition fink ISBN 3-906086-68-2
2003/2004
CO- Koordination studentisches Performance- Projekt „ACT“ im Kaskadenkondensator
2001
Kuratorium von Performanceevents „Heimspiel“ anlässlich der Jahresausstellung an der ECAV,
Sierre und „Waterkant“ anlässlich Jubiläum Cargobar, Basel
Kuratorium Gruppenausstellung „voyage voyage“ Ausstellungsraum Klingental.
2000
Ausgestaltung eines Jubiläumsevents für die Wasserkraftwerke Oberhasli, Video- Sound- Installa-
tionen in Zusammenarbeit mit Hans Koch (Musiker)
1999
Mitorganisation Performance- Index ’99, Basel
Kongress für künstlerische Strategien, organisiert vom Manifest grosser und angesehener Künst-
lerinnen: Monika Dillier, Lisa Fuchs, Pascale Grau, Muda Mathis, Barbara Nägelin, Andrea Sae-
mann, Sus Zwick
seit 1998
Vorstandsarbeit und Programmierung, Kuratorium der alljährlichen Performancereihen im Kaska
denkondensator, Basel