Eine kurze Geschichte (absur)der Zeitmaschinen
Welche Verbindungen gehen Zeit und Maschine miteinander ein und welche Geschichten emergieren aus ihnen? Sowohl aus einem technisch‑historischen als auch aus der popkulturellen und künstlerischen Verarbeitung heraus lässt sich eine kurze Geschichte (absur)der Zeitmaschinen erzählen.
Im 13. Jahrhundert wurde irgendwo zwischen England und Italien die mechanische Uhr – Zeit konnte nun maschinal gemessen, eingeteilt und vor allem per Display der Gemeinschaft präsentiert werden – konstruiert. Die ehemals subjektiv und an der natürlichen Umwelt referenzierte Dimension Zeit wurde über eine Maschine sichtbar gemacht: Zeit wird maschinal und medial vermittelbar und omnipräsent.
Das Phänomen Zeit rückt auch in Populärkultur und Kunstproduktion – insbesondere hinsichtlich ihrer medialen Vermittlung und des Aspektes der Kontrolle und Beeinflussung von Zeit durch maschinale Technik – in den Fokus: Marty McFlys Zeitreisen, die orson‑well‘sche Time Machine oder der von den Maschinen entsendete Terminator sind allein die Leuchttürme der Auseinandersetzung.
Chino Otsuka reist in ihren Fotografien durch Zeit und Raum zu ihrem kindlichen Ich zurück; Arthur Gansons Machine with Concrete (1992), eine Art Unendlichkeitsmaschine, generiert gezielt ein schier endloses Warten auf das Ereignis: eine Umdrehung in zwei Billionen Jahren und Nik Ramage anthropomorphisiert in FINGERS (seit 2009) die Zeit als Geste endlos tippender Finger.
Eine kurze Geschichte (absur)der Zeitmaschinen nimmt unterschiedliche Stränge der maschinalen und medialen Verarbeitung von Zeitmaschinen auf und schafft Anknüpfungspunkte einer Reflexion über die Dimensionen von ZEITMASCHINEN.
Mario Lohrengel (*1986) bewegte sich bereits während seines Studiums der Kunstpädagogik und Geschichte (für das Lehramt an Gymnasien) an der Goethe-Universität Frankfurt am Main – sowohl in seiner praktisch-künstlerischen Arbeit als auch in seinem theoretischen Interesse – im Spannungsfeld von Maschine-Mensch-Kunst-Absurdität. Nach seinem ersten Staatsexamen begann er – als Promovend im Bereich der Visuellen Kultur und gefördert durch die Hans-Böckler-Stiftung – sein Dissertationsprojekt mit dem Titel: Absurde Maschinen. Als Gründungsmitglied der interdisziplinären Studiengruppe Werkzeugwissen-Wissenswerkzeuge, am Forschungszentrum für Historische Geisteswissenschaften, beschäftigt er sich außerdem mit dem zur Maschine verwandten Begriff des Werkzeugs. Seine Arbeitsschwerpunkte sind: Visuelle Kultur, Ideengeschichte der Maschine, Populärkultur, Bildtheorie und Zeitgenössische Kunst.